Auf dem Geoportal des Bundes sind neu klima- und energierelevante Informationen für alle Schweizer Wohngebäude visualisiert. Für jedes Gebäude kann geschätzt werden, wie viel CO2 unter Normbedingungen ausgestossen wird. Der Bund schafft damit Transparenz für die Klima- und Energiepolitik im Gebäudebereich und fördert die Erreichung der Schweizer Klimaziele. Bis ins Jahr 2050 sollten die Gebäude gemäss der langfristigen Klimastrategie der Schweiz keine CO2-Emissionen mehr ausstossen.
Der Schweizer Gebäudepark ist für rund einen Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich. Reduktionen in diesem Bereich sind ein Schlüssel für die Erreichung der Klimaziele.
Mit der Karte «CO2-Emissionen Gebäude (SIA 380/1)» auf dem Bundesgeoportal kann für jedes Wohngebäude in der Schweiz abgeschätzt werden, wie hoch die CO2-Emissionen sind. Diese CO2-Emissionen werden für Normbedingungen für den Heizwärme- und Warmwasserbedarf gerechnet.
Zum Geoportal des Bundes:
Für die Berechnung werden die Input-Daten gemäss dem eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregister des Bundesamtes für Statistik (GWR, siehe unten) des Vortages bereitgestellt. Diese Daten sind nicht überall aktuell und beinhalten keine ausreichenden Informationen zu Gebäudesanierungen.
Nutzende können mit einem interaktiven CO2-Rechner zudem für jedes Gebäude herausfinden, wie ein Wechsel des Energieträgers - beispielsweise von Erdgas auf eine Wärmepumpe - oder eine energetische Gebäudesanierung den CO2-Wert verbessern. Die eingegebenen Daten werden nicht gespeichert. Wichtig zu wissen ist, dass die hier ausgewiesenen Normwerte (SIA-Norm 380/1; 2016) zu CO2-Emissionen nicht zwingend den effektiven Verbrauchswerten entsprechen und auch einen Gebäudeenergie-Ausweis der Kantone (GEAK) nicht ersetzt. Die tatsächlichen CO2-Emissionen eines Gebäudes können je nach Nutzerverhalten, der effektiven Belegung, der Witterung und der durchgeführten Sanierungsarbeiten vom errechneten Wert abweichen. Die Angaben sind als Einschätzung für Normbedingungen zu verstehen und stellen keine amtlichen oder verbindlichen Angaben dar.
Wie die CO2-Emissionen senken?
Heizen mit erneuerbarer Energie: Die CO2-Emissionen werden am stärksten gesenkt, wenn ein Gebäude mit erneuerbaren Energien geheizt wird, zum Beispiel mit einer Wärmepumpe, Solarwärme, Holz oder Fernwärme. Die fossilen Brennstoffe Erdöl und Erdgas sind verantwortlich für die hohen CO2-Emissionen des Schweizer Gebäudeparks.
Energetische Gebäudesanierungen: Sanierungen von Fassade, Dach, Keller oder Fenster sind ebenfalls wichtig für die Minderung der CO2-Emissionen und des Energieverbrauchs. Mit einem so genannten GEAK-Zertifikat können durch Experten die Qualität der Gebäudehülle bewertet, die Gesamtenergieeffizienz der Gebäudetechnik beurteilt sowie die CO2-Emissionen berechnet werden. Dieser Gebäudeenergieausweis der Kantone GEAK ist ein schweizweit einheitliches Zertifikat für die Beurteilung des energetischen Gebäudezustandes und die Planung von Sanierungen.
Verbesserung der klima- und energierelevanten Daten
Das Bundesamt für Statistik BFS führt das eidgenössische Gebäude- und Wohnungsregister (GWR), welches als massgebendes nationales Informationssystem für Gebäude dient. Seit April 2022 stehen diverse neue GWR Daten öffentlich zugänglich zur Verfügung, darunter die klima- und energierelevanten Gebäudedaten. Das GWR kann so zu Statistik-, Forschungs- und Planungszwecken im Klima- und Energiebereich ohne Einschränkungen eingesetzt werden.
Das GWR wurde ursprünglich anhand von Daten der Volkszählung 2000 aufgebaut. Für die Datenaktualisierung erfassen die Bauämter laufend alle bewilligungspflichtigen Bauprojekte wie Neubauten, Umbauten oder Abbrüche. Ein Wechsel des Heizsystems oder des Energieträgers wird jedoch nicht überall systematisch erfasst, da die Handhabung in diesem Bereich je nach Kanton und Gemeinde sehr unterschiedlich ist, und Änderungen der zuständigen Behörde nicht immer gemeldet werden. Das führt dazu, dass heute die Daten zu den Heizsystemen im GWR nicht überall aktuell sind.
Die Nachführungsstellen der Gemeinden oder Kantone sind verpflichtet, das GWR aktuell zu halten (Art. 5 VGWR). Das BFS ist zudem bestrebt, die Qualität der klima- und energierelevanten Daten laufend mit so genannten Sekundärdaten zu verbessern. Diese stammen beispielsweise aus Feuerungskontrollen, Energieausweisen (GEAK, Minergie) und Förderprogrammen (Gebäudeprogramm). Für die Zukunft ist es entscheidend, dass die GWR Daten aktuell bleiben und die real eingesetzten Heizsysteme der Gebäude abbilden.
Aufruf für Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer
Der CO2-Rechner und die Karten mit Gebäudedaten auf dem Geoportal des Bundes leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass das GWR im Bereich klima- und energierelevanter Daten genauer wird. Dazu sind Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer aufgerufen, Angaben zu ihrem Gebäude über die Bauverwaltungen ihrer Gemeinden aktualisieren zu lassen, wenn diese nicht der Realität entsprechen. Die Karte zu den Gebäude-Emissionen unterstützt die zuständigen Stellen bei Gemeinden, Kantonen und dem Bund bei der Umsetzung ihrer Verpflichtung zur Aktualisierung der Daten.
Eigene Gebäudedaten aktualisieren lassen
Gebäudebesitzende können selber mithelfen, die klima- und energierelevanten Gebäudedaten im Gebäude- und Wohnungsregister aktuell zu halten.
Haben Sie vor mehr als einem halben Jahr Ihr Heizsystem erneuert und die im CO2-Rechner zugrundeliegenden Angaben zum Heizsystem entsprechen nicht mehr der Realität? Bitte wenden Sie sich an die Bauverwaltung Ihrer Gemeinde mit den entsprechenden Belegen (Rechnungen und Fotos). Erfolgte die Erneuerung vor weniger als einem halben Jahr, geben Sie der Gemeinde bitte Zeit, die Daten nachzuführen. Sie ist verpflichtet, die Daten gemäss Verordnung über das Gebäude- und Wohnungsregister (VGWR) nachzuführen.
Anleitung für die Aktualisierung der eigenen GWR-Daten:
Fragen und Antworten
Um bei einem bestimmten Gebäude der Schweiz Sanierungen zu simulieren, können Sie den interaktiven CO2-Rechner benutzen. Er ist unter «CO2-Emissionen Gebäude (SIA 380/1)» im Geoportals des Bundes hinterlegt. Bei einem Klick auf ein Gebäude (farbiger Punkt) öffnet sich die Objektinformationen zu diesem bestimmten Gebäude. Darin finden Sie den Link auf den CO2-Rechner und können simulieren, wie sich der CO2-Wert ändert, wenn Sanierungen und Heizträgerersatz bei diesem Gebäude berücksichtigt werden.
Informationen zur CO2-Karte auf dem Geoportal des Bundes:
Der CO2-Rechner berücksichtigt insbesondere Daten aus dem Eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregister (GWR). Neben der Heizung (Energie-/Wärmequelle) fliessen Angaben wie die Art der Nutzung, die beheizte Fläche, das Baujahr oder die Höhen- und topografische Lage ein. Gebäude, die mit erneuerbaren Energieträgern beheizt werden, erhalten den Wert Null für die CO2-Emissionen, weil analog zum international abgestimmten Treibhausgasinventar der Schweiz nur die direkten Emissionen aus der Nutzung der Gebäude betrachtet werden (sogenanntes ‘Scope 1’, ohne Elektrizität ‘Scope 2’ und graue Emissionen in Baumaterialien ‘Scope 3’). Das heisst, das auch für Gebäude, die mit Fernwärme beheizt werden, aktuell keine Emissionen assoziert sind.
Informationen zum Eidgenössisches Gebäude- und Wohnungsregister:
Informationen zur Aktualität der Heizsystemdaten im GWR je Kanton:
Normwerte entsprechen nicht effektiven CO2-Verbrauchswerten. Die effektiven CO2-Emissionen eines Gebäudes können je nach Nutzerverhalten, der tatsächlichen Belegung, der Witterung und der tatsächlich durchgeführten Sanierungsarbeiten vom Normwert abweichen.
Die gemäss Norm berechneten CO2-Emissionen entsprechen einem Erwartungswert, wie sie für eine Gebäudekategorie einer Bauperiode unter Berücksichtigung der Energieträger für den Heizwärme- und Warmwasserbedarf bei Normbelegung zu erwarten sind. Die Berechnungen für die Normwerte sind in der breit anerkannten Schweizer Norm SIA 380/1 festgelegt. Die klimatischen Bedingungen am Gebäudestandort werden zudem gemäss SIA-Klimadaten berücksichtigt (nächstgelegene der 29 Klimastationen von MeteoSchweiz). Die Berechnung wird zudem witterungsbereinigt. Das heisst, die jährlichen Schwankungen der Witterung, die zu starken Schwankungen im Energiebedarf und der CO2-Emissionen führen können, werden nicht berücksichtigt.
Wenn Sie in der CO2-Karte des Bundesgeoportals die sogenannten Objektinformationen öffnen (indem Sie auf einen farbigen Gebäudepunkt klicken), finden Sie bei jedem Gebäude den interaktiven CO2-Rechner hinterlegt. Damit können Sanierungen und ein Heizungsersatz simuliert und die jeweiligen CO2-Einsparungen ermittelt werden. In der aktuell vorliegenden Version der CO2-Karte können Informationen zu Sanierungen leider noch nicht direkt berücksichtigt werden. Künftig sollen energetische Sanierungen aber ebenfalls im GWR hinterlegt werden können. Belastbare, das heisst detaillierte und standardisierte Daten, lassen sich dabei vor allem erhalten, wenn die Sanierungen durch den Gebäudeausweis der Kantone GEAK verifiziert wurden. Dies gilt sowohl für künftige Renovierungen als auch für bereits erfolgte.
Im nationalen Treibhausgasinventar werden die effektiven CO2-Emissionen für den gesamten Sektor Gebäude der Schweiz ermittelt und nicht die Normwerte für Einzelgebäude abgeschätzt wie mit dem CO2-Rechner.
Die CO2-Emissionen auf Sektorebene werden mithilfe der jährlichen Gesamtenergiestatistik des Bundesamts für Energie BFE berechnet. Die schweizweiten Emissionen entstehen beim Verbrauch fossiler Brennstoffe für die Gebäudeheizung und die Aufbereitung von Warmwasser. Dies entspricht einem «Top-Down» Ansatz, der auf Sektorebene genaue Werte ausweist. Das nationale Treibhausgasinventar weist die Emissionen des Sektors Gebäude von 1990 bis heute aus. Im Jahr 2020 emittierte der Sektor Gebäude gemäss Treibhausgasinventar 10.4 Mio. Tonnen CO2, dies entspricht 24% der totalen Treibhausgasemissionen der Schweiz.
Informationen zum offiziellen, nationalen Treibhausgasinventar der Schweiz:
Die kurzfristige Entwicklung der Treibhausgasemissionen der Gebäude ist geprägt durch Witterungseinflüsse. Seit einigen Jahren nehmen die Emissionen der Gebäude tendenziell ab. Dies obwohl die Energiebezugsflächen stetig zugenommen haben. Dank verbesserten Isolationsstandards, Sanierung und dem vermehrten Ersatz von Heizöl durch Erdgas und nicht-fossile Energieträger für die Gebäudeheizungen nahm die Treibhausgasintensität der Gebäude markant ab. Doch der Grossteil der Gebäude in der Schweiz wird noch immer mit fossilem Öl oder Gas beheizt. Zur Erreichung der Klimaziele des Übereinkommens von Paris ist eine massive Abnahme der fossilen Energien notwendig.
Die Kantone sind gemäss CO2-Gesetz verpflichtet, dem Bund über die Entwicklung der CO2-Emissionen der Gebäude auf Kantonsgebiet Bericht zu erstatten. Die Aufteilung der nationalen Emissionen im Gebäudebereich gemäss Treibhausgasinventar auf die einzelnen Kantone ist jedoch anspruchsvoll, da kantonale Datengrundlagen im Energiebereich oft noch nicht ausreichend verfügbar sind. Zur Erfüllung der gesetzlich geforderten Berichterstattung hat eine Mehrheit der Kantone daher eine Standardmethode entwickelt. Diese Standardmethode stützt sich einerseits auf verfügbare Datengrundlagen wie das Gebäude- und Wohnungsregister GWR ab und ergänzt andererseits fehlende Daten mit einem Gebäudeparkmodell und Umfragen. Einige Kantone mit guter Datenverfügbarkeit, insbesondere bei Vorliegen von gemessenen Energieverbräuchen, nutzen eine eigene Methodik basierend auf diesen Daten.
Die kantonalen Emissionen werden von 2016 bis heute ausgewiesen. Die so ermittelten Emissionen der kantonalen Gebäudeparks widerspiegeln die kantonalen Gegebenheiten betreffend vorhandenen Bauperioden, Gebäudekategorien, der Belegung, den klimatischen Bedingungen, der Witterung, dem Sanierungszustand und des Energieträgermixes.
Mittelfristig wird angestrebt, die Informationen für die Berichterstattung über kantonale CO2-Emissionen aus dem Gebäudebereich direkt auf das GWR abzustützen. Die Kantone sind verpflichtet, das nationale Gebäude- und Wohnungsregister GWR aktuell zu halten (GWR-Verordnung, Artikel 5). Dieses soll – auch unterstützt durch die Transparenz mit dem CO2-Rechner – aktualisiert und soweit ergänzt werden, so dass es als robuste Informationsquelle für die Klima- und Energiepolitik dienen kann.
Informationen zur offiziellen, kantonalen Berichterstattung:
Der schweizweit einheitliche Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) ist ein energie- und klimapolitisches Instrument der Kantone. Dieses bewertet die Qualität der Gebäudehülle und die Gesamtenergieeffizienz der Gebäudetechnik, berechnet die direkten CO2-Emissionen eines Gebäudes (Scope 1) und dient der Planung von Sanierungen. Der GEAK ist grundsätzlich freiwillig. In einigen Kantonen ist der GEAK bei Handänderungen und für den Erhalt von Fördergeldern obligatorisch. Der Bund arbeitet darauf hin, das GEAK-Label künftig ebenfalls im GWR und Bundesgeoportal sichtbar zu machen.
Informationen zum GEAK:
Der GEAK betrachtet ein einzelnes Gebäude sehr genau, während der CO2-Rechner eine Schätzung mittels GWR Input-Daten vornimmt. Ein GEAK wird nur von zertifizierten GEAK-Experten ausgestellt. Diese Fachperson nimmt bei einer Begehung alle relevanten Daten auf. Der Gebäudeeigentümer stellt die Verbrauchsdaten für Heizung, Warmwasser und Strom für den Zeitraum von mindestens drei Jahren zur Verfügung, falls diese Daten vorliegen. Mit Hilfe des GEAK-Online-Tools berechnet der Experte den GEAK und erstellt das offizielle vierseitige GEAK-Dokument sowie eventuell einen Beratungsbericht mit Sanierungsmassnahmen. Die Berechnung der CO2-Emissionen im GEAK stützt sich ebenfalls auf die SIA-Norm 380/1 (2016). Die zu verwendende Normierung wird von der Energiedirektorenkonferenz der Kantone festgelegt.
Informationen zur GEAK Normierung:
Die Daten zur CO2-Karte auf dem Bundesgeoportal können heruntergeladen werden:
Alle GWR-Daten, die öffentlich zugänglich sind, können hier zudem frei heruntergeladen werden unter oder via Webservice des Bundesamts für Statistik BFS bezogen werden.
Der CO2-Rechner wurde im Auftrag des BAFU durch Wüest Partner AG als open-source Tool entwickelt. Er wurde im Rahmen der regelmässigen PACTA-Klimatests für den Schweizer Finanzmarkt 2020 und 2022 breit angewandt, um die Klimaverträglichkeit der Immobilien- und Hypothekarportfolien zu testen (PACTA steht für Paris Agreement Capital Assessment). Auf Anfrage kann er als R-Skript beim BAFU bezogen werden. Den Methodenbeschrieb finden Sie unter der Rubrik ‘Dokumente’. Für den nächsten PACTA Klimatest in 2024 wird er voraussichtlich weiterentwickelt und steht danach wieder zur Verfügung.
Kontaktadresse:
Letzte Änderung 07.11.2024